Sonne und Mond – die Eltern im Horoskop


Hinweise auf Beziehungsmuster

Eine Frage, die sowohl von Kritikern als auch von Anhängern der Astrologie häufig geäußert wird, lautet: Prägen uns denn die Eltern nicht stärker als die Sterne? Um ganz ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass “die Sterne” uns prägen. Im Horoskop ist abgesehen davon normalerweise nur ein einziger Stern abgebildet, und das ist unsere Sonne. Astrologie, wie sie überwiegend praktiziert wird, arbeitet nicht mit Sternen, sondern mit Planeten. Der nicht korrekte Begriff des “Sternzeichens” hat zu diesem Missverständnis beigetragen, doch dies soll hier nicht Thema sein. Es sind allerdings auch nicht Planeten, die uns prägen, und doch zeigt das Horoskop, wie wir geprägt sind.

Da Prägung spätestens mit dem Zeitpunkt der Zeugung beginnt (über die Möglichkeit der Prägung durch frühere Leben habe ich mir noch keine vortragenswerte Meinung gebildet), da besonders unsere Kindheit und vor allem unsere Beziehung oder Nichtbeziehung zu unseren Eltern prägend waren, sind diese Themen im Horoskop abgebildet.

Viele Klienten sind erstaunt, dass sich alle wichtigen Eltern-Themen aus dem Horoskop ersehen lassen, etwas womit ich in einer Beratung oft beginne, um eine Standortbestimmung vorzunehmen. Jedes Element in der Astrologie kann auf viele Ebenen bezogen werden. Sonne und Mond stehen zum Beispiel für das männliche und weibliche Prinzip in uns, für Identität und Seele, für Wille und Gefühl und für Vater und Mutter. Auch wenn im Deutschen und in den anderen Sprachen germanischer Abstammung die Sonne mit dem weiblichen Artikel bezeichnet wird und der Mond mit dem männlichen, ordnet die Astrologie das solare Prinzip dem Vater zu, das lunare der Mutter.

Wenn im Horoskop Sonne und Mond für die Eltern stehen, heißt dies nicht, dass wir dort Details ihrer Persönlichkeit ablesen könnten. Was dort zu sehen ist, ist das Verhältnis zu den Eltern, Impulse, die die Eltern bewusst oder unbewusst gesetzt haben und das Verhältnis der Eltern zueinander, das einen bedeutenden Einfluss auf unsere Partnerwahl und unsere Beziehungsmuster hat.

Die Stellung von Sonne und Mond in den Zeichen weist darauf, welche geistigen und seelischen Prinzipien am stärksten durch die Eltern gefördert wurden. Stehen Sonne und Mond in Erd- und Wasserzeichen, verläuft die Persönlichkeitsentwicklung eher sicherheitsorientiert und gefühlsbezogen, in Feuer- und Luftzeichen eher handlungsorientiert und auf das Gegenüber ausgerichtet.

Die Interessen, die am stärksten durch die Eltern geprägt wurden, sind überwiegend durch die Hauspositionen von Sonne und Mond angezeigt. Dies kann bewusst durch die Eltern geschehen sein, weil sie auf den betreffenden Bereich großen Wert legten, dies kann unbewusst geschehen sein, weil die Eltern dies vorlebten oder in ihrem eigenen Leben verwirklichen wollten und nicht konnten. Dies kann auch als Gegenreaktion auf die Lebenshaltung der Eltern geschehen sein.

So zeigen beispielsweise Sonne und Mond im neunten Haus einen starken Drang nach Weiterbildung, nach lebenslanger Wissbegierde. Dies kann ausgelöst worden sein durch ein Elternteil, das großen Wert auf Bildung legte (bewusst), ein Elternteil, das dies einfach vorlebte (unbewusst), ein Elternteil, das eigentlich “mehr auf dem Kasten hatte” und sich aufgrund der Umstände nie weiterbilden konnte (unbewusst) und manchmal durch eine Art Gegenreaktion, wenn die Eltern keinen Wert auf Bildung legten (z.B. Sonne/Saturn im neunten Haus) und der oder die Betreffende sich sagt: “jetzt erst recht!”

Familiäre Verwicklungen, die unsere Beziehung zu den Eltern gestört haben, werden durch schwierige Aspekte auf Sonne und Mond, insbesondere die der Planeten Saturn, Uranus, Neptun und Pluto, angezeigt. Diese Aspekte weisen auf die Notwendigkeit, in Bereichen erwachsen zu werden, in denen unsere Eltern selbst nicht erwachsen waren und damit nicht als Vorbild dienen konnten.

Etwas näher eingehen möchte ich auf die Beziehung der Eltern zueinander und die Bedeutung für einige der eigenen Beziehungsmuster. Dieses Thema wird zuallererst durch das Winkelverhältnis zwischen Sonne und Mond im Horoskop ersichtlich (alle weiteren Aspekte auf Sonne und Mond spielen dabei natürlich auch eine Rolle). Wer zu Neumond geboren wurde, als Sonne und Mond nebeneinander standen, wird eine völlig andere Beziehungsdynamik leben, als jemand, der unter einem Vollmond zur Welt kam, als sich Sonne und Mond gegenüber lagen. Wer eine Horoskopzeichnung besitzt, kann leicht überprüfen, welche der folgenden Sonne-Mond-Verbindungen dort vorliegt.

Sonne und Mond im gleichen Zeichen: Dies ist die Konstellation zu Neumond oder um den Neumond herum. Eine sehr kraftvolle Verbindung – die Eltern zogen sozusagen am gleichen Strang. Das heißt nicht, dass sie unbedingt ein Herz und eine Seele waren, aber die Impulse, die von den Eltern ausgingen, waren sehr ähnlich oder zumindest miteinander vereinbar. Wer um den Neumond herum geboren wurde, sucht in Beziehungen ein hohes Maß an Übereinstimmung, ein regelrechtes starkes Team. Die Fähigkeit dazu ist gegeben, allerdings muss der Betreffende lernen, mit Unstimmigkeiten gelassener umzugehen. Der Harmoniewunsch jedenfalls ist stark ausgeprägt.

Sonne und Mond stehen in benachbarten Zeichen: Damit stehen sie sich zwar relativ nah, vertreten aber grundverschiedene Prinzipien. Dies ist eine leicht irritierende Elternkonstellation für den Betreffenden. Der eine Elternteil ist eher introvertiert und ermuntert dazu, die Dinge vorsichtig anzugehen, der andere ist eher extrovertiert und regt dazu an, “aus sich herauszugehen”. Diese Polarität wird sich auch in der Partnerschaft spiegeln. Wer diese Konstellation im Horoskop besitzt, neigt dazu, einen “gegenpoligen” Partner anzuziehen. Eine solche Verbindung braucht nicht konfliktbeladen zu sein, sie besitzt aber für beide Partner etwas Irritierendes, das mal verunsichert, mal zu krativen Lösungen anregt.

Sonne und Mond stehen zwei Zeichen auseinander (Sextil): Die Temperamente der Eltern harmonierten miteinander und regten sich gegenseitig an. Dies wird zu einer Kraftquelle für die eigenen Beziehungen. Wer unter dieser Sonne-Mond-Verbindung geboren wurde, dem fällt es relativ leicht, einen vom Wesen her passenden Partner anzuziehen und mit Konflikten lösungsorientiert umzugehen.

Sonne und Mond stehen drei Zeichen auseinander, also in Zeichen, die einen rechten Winkel bilden (Quadrat): Dies ist eine sehr schwierige Eltern-Konstellation, zur Zeit der Geburt des Betreffenden gab es einen offenen oder unterschwelligen Konflik zwischen den Eltern. Die Eltern konnten zu dem Zeitpunkt keine Lösung für ihre unterschiedlichen Temperamente, Ziele oder Vorstellungen finden. Wer unter dieser Position geboren wurde, entwickelt leicht die Haltung, dass in Beziehung ein ständiges Gegeneinander stattfindet. Dies ist die Halbmond-Konstellation, zu der Sonne und Mond in widersprüchlichen Zeichen stehen. Da man die beiden grundverschiedenen Impulse, die von den Eltern kamen, nicht gleichermaßen leben kann, wird einer davon dem Partner überlassen. Ein innerer Konflikt wird nach außen projiziert und es erscheint den Betreffenden häufig, als ob sich der Kampf der Geschlechter im eigenen Leben austobt. Die Lösung liegt darin, zwei widersprüchliche Bedürfnisse in sich selbst zu erkennen und wertzuschätzen.

Sonne und Mond stehen vier Zeichen entfernt, also in Zeichen des gleichen Elementes (Trigon): Dies ist die kraftvollste Elternkonstellation – die Impulse, die von den Eltern ausgingen, ergänzen und verstärken sich. Hier finden wir eine harmonische Verbindung von Wille und Gefühl, die ausgeprägte Fähigkeit, zwischen eigenen Interessen und denen des Gegenübers einen Kompromiss zu finden.

Sonne und Mond stehen fünf Zeichen auseinander (Quincunx): Dies ist ebenfalls eine schwierige Elternverbindung, wobei Verbindung kaum der richtige Begriff ist. Die Eltern schienen nicht zusammenzupassen und es fällt dem Betreffenden schwer, zu erkennen, worin ihre Bindung überhaupt bestanden hat. In den eigenen Beziehungen wird dann häufig die Erfahrung gemacht, grundlegende Erwartungen opfern zu müssen, sich aber dennoch nach deren Erfüllung zu sehnen. Ähnlich wie beim Quadrat geht es hier darum, sich der “unvereinbaren” Bedürfnisse bewusst zu werden.

Sonne und Mond stehen in gegenüberliegenden Zeichen (Opposition): Dies ist die energiegeladene Vollmondkonstellation, die Eltern wurden zwar als sehr verschieden erlebt, aber auch als zwei Pole eines dynamischen Ganzen. Diese Verbindung kennzeichnet ausgesprochene Beziehungsmenschen, die bereit sind, sich mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Vergleich der Sonne-Mond-Stellungen bei Geschwistern. Untersucht man diese in der Reihenfolge der Geburten, kann man regelrecht ablesen, wann die Eltern mehr mitreinander harmonierten und wann es Krisen gab.

Dies alles ist natürlich nur ein oberflächlicher Einblick ins Thema. Wer sich näher mit seiner Eltern- und Beziehungsthematik befassen möchte, wende sich gern an mich.