Problematische Aspekte

Sehr geehrter Herr Banger,

ich möchte Sie gerne um eine Auskunft bitten: Sie wissen ja vielleicht noch, dass ich einen kleinen Sohn habe, dessen persönliches Horoskop Sie bereits angefertigt haben. Es gibt da etwas in meinem und in seinem Horoskop, was mich nachts nicht schlafen lässt und ich mir die größten Sorgen deswegen mache und zwar: Bei meinem Sohn Mars Quadrat Pluto und bei mir Neptun im 5. Haus! Bei Mars Quadrat Pluto habe ich nachgelesen, dass dies evtl. einen gewaltsamen Tod bedeutet und Neptun im 5. Haus evtl. die Trennung von einem Kind.

Bitte teilen Sie mir doch mir, wie Sie diese Konstellation sehen.
Es grüßt Sie herzlich

XXX.

 

 

Antwort


Hallo Frau XXX.,

machen Sie sich besser wegen einiger Einzelaspekte keine Sorgen. Die Deutung, die Sie zitieren ist völlig oberflächlich und auch nicht sinnvoll, was das Interpretieren eines Horoskopes angeht. Sie müssen unterscheiden zwischen der Deutung eines Einzelaspektes und der eines Horoskopes. Wenn ein Lehrbuch einem Aspekt eine Thematik zuordnet, bedeutet dies nicht, dass diese auch für das betreffende Horoskop zwingend gilt.

Zumindest die Neptundeutung scheint mir aus Sakoian/Acker – „Das große Lehrbuch der Astrologie“ zu stammen oder von jemandem, der sich von diesem Buch hat inspirieren lassen. Ich rate Ihnen generell davon ab, solche Quellen zur Interpretation des eigenen Horoskopes heranzuziehen.

Der Aspekt Mars-Pluto kann symbolisch mit Gewalt in Zusammenhang gebracht werden, was aber nicht soweit geht, dass man jemandem mit dieser Konstellation einen gewaltsamen Tod voraussagen kann. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt kann viele Formen annehmen, für die Betreffenden bedeutet dies immer zunächst die Auseinandersetzung mit dem eigenen starken Willen.

Wenn jemand mit Mars-Pluto einen gewaltsamen Tod erleidet, werde ich sicher als erstes überprüfen, ob diese Konstellation daran beteiligt war (wenn sie im Horoskop vorliegt). Man kann allerdings nicht behaupten, dass ein deutlicher Teil derer, deren Horoskop Mars-Pluto aufweist, eines gewaltsamen Todes sterben wird (die näheren Umstände des Todes regelt ohnehin das achte Haus).

Die Trennung von einem Kind halte ich für eine äußerst seltene Erscheinungsform von Neptun in fünf. Übertriebene Ängste und Befürchtungen in Bezug auf Kinder sind hier dagegen häufig anzutreffen (ein hohes kreatives Potential ebenfalls). Letztendlich ist jeder zwölfte Elternteil von dieser Konstellation betroffen.

Ich hoffe, Ihre Bedenken damit zu zerstreuen.

Freundliche Grüße aus Kiel
Martin A. Banger

Danke!

Und es stimmt, es ist aus Sakoian/Acker. Ich bin sehr beruhigt, auch wenn das Horoskop meines Sohnes einige besorgniserregende Aspekte aufweist, wie z. B. Sonne / Neptun und Mond / Neptun.

Aber dieses Mars Qua Pluto hat mir den Verstand geraubt.

Danke für Ihre Antwort
XXX

 

Hallo Herr Banger,

ich danke Ihnen sehr für Ihre Antwort. Ich bin sehr froh, Sie zu kennen und mit meinen Fragen an Sie herantreten zu dürfen. Mir sind noch zwei Dinge eingefallen, die ich Sie gerne fragen wollte und zwar, war ja dieses Jahr das Uranusjahr. Sie wissen doch sicherlich welcher Planet nächstes Jahr herrscht? Sie senden mir ja jedes Jahr Ihre Prognose, die ich gerne und aufmerksam lese. Und um wieder zu meinem Sohn zurückzukehren: Mir ist aufgefallen, dass in YYYs Horoskop die Venus nicht aspektiert ist. YYY hat die Venus im Löwen und im 11. Haus aber wie gesagt, keine Aspekte. Wie denken Sie darüber?

Viele Grüße,
XXX

 

Hallo Frau XXX,

diese Zuordnung der Planeten zu den einzelnen Jahren sollte nicht zu ernst genommen werden. Hauptsächlich stammt diese Praxis aus dem Mittelalter, aus einer Zeit also, als man den Planeten Uranus noch nicht kannte. Es wurden ursprünglich also die sieben bekannten „Planeten“ nacheinander den Jahren zugeordnet, wobei es auch damals schon widersprüchliche Zuordnungen gab. Dann kommt dazu, dass unser Jahresanfang astronomisch-astrologisch nicht begründet werden kann (also in dieser Hinsicht völlig willkürlich gelegt wurde). Das astrologische Jahr beginnt eigentlich mit dem Frühlingsbeginn um den 20.3. herum (bei manchen Kulturen zu Winterbeginn, was ebenfalls eine gewisse Berechtigung hat).

Wenn ich mich recht erinnere, haben wir 2004 das Mars-Jahr nach der sogenannten chaldäischen Reihe, im kommenden Jahr jedenfalls das Merkur-Jahr. Schauen wir mal, ob das Sinn macht …

Ich habe mir das Horoskop Ihres Sohnes noch einmal angesehen. Venus bildet eine Konjunktion zum Mond, ist somit also nicht unaspektiert. Ich weiß jetzt nicht mehr, ob Sie auch Texte von mir erhalten haben. Dort wäre dann jedenfalls einer mit dem Titel aufgeführt: „Mond und Venus stehen nah beieinander“. Der Orbis ist meines Erachtens durchaus noch zulässig, im Falle des Mondes halte ich sogar 8 Grad noch für angemessen.

Unaspektierte Planeten weisen nicht unbedingt auf spezielle Schwierigkeiten hin, manchmal tun sie dies jedoch sehr deutlich. Eine unaspektierte Venus bei einem Mann kann darauf hinweisen, dass er das Thema Frauen/Liebe (und eventuell Geld) schwer in sein Gesamtleben integrieren kann – manchmal ist er damit sehr in Kontakt, die meiste Zeit vergisst oder verdrängt er dieses Thema dagegen.

Insgesamt scheint mir allerdings, dass Sie, wie man so sagt, das Pferd von hinten aufzäumen. Mit dem Horoskop ist uns ein Instrument in die Hand gegeben worden, uns selbst und andere Menschen besser zu verstehen. Wenn wir das Horoskop für die psychologische Arbeit nutzen, und dort meinetwegen eine unaspektierte Venus vorfinden, erhalten wir wertvolle Hinweise darauf, was es mehr zu integrieren gilt.

Ein Mann, dessen Astrologe diese Venus-Thematik anspricht, mag erleichtert sein, zu hören, dass es in seinem Horoskop ein Bild gibt für eine Erfahrung, die er bisher kaum in Worte fassen konnte. In einer Beratung sollte er Anstöße dafür erhalten, wie diese Seite stärker in sein Leben integriert werden kann. Das Horoskop zeigt uns also (unter anderem), was wir lernen können, um mehr Erfüllung zu erfahren.

Ein erwachsener Mann mag nach einer astrologischen Beratung sagen: Gottseidank, jetzt verstehe ich mich besser. Sie sagen bereits jetzt im Vorfeld: Oh Gott – mein Sohn hat die und die Konstellation. Ohne es zu beabsichtigen sagen Sie damit letztendlich auch: Oh je, er muss dies und dies lernen.

Ich kann diese Haltung, wenn es um die eigenen Kinder geht, natürlich verstehen. Unsere Tochter wird jetzt vier und ich schaue wirklich selten in ihr Horoskop. Natürlich kenne ich ihre grundlegenden Konstellationen und ein oder zwei sind dabei, bei denen ich mich schon einmal gefragt habe, wie sie die denn eigentlich meistern will. Im Grunde sehe ich es aber so, dass der Mensch nicht unter den Aspektthemen leidet, sondern diese Themen verkörpert und sich auf den jeweiligen Ebene entwickelt.

Freundliche Grüße

Martin A. Banger

 


Hallo Herr Banger,

… Selbstverständlich hat mein Kleiner einige sehr schöne Aspekte und eigentlich mehr schöne als schlechte. Aber ich kann mir nicht helfen, ich mache mir eben Sorgen. Ich bin froh, dass Sie das verstehen können. Ich wünsche mir, mich, was meinen Kleinen angeht, mehr entspannen zu können und die Dinge auf mich zukommen zu lassen. Aber ich mache mir ständig Gedanken, auf was ich bei seiner Erziehung achten muss und setze mich dabei selbst unter Druck. Ich habe angst, ganz konkret vor einer Sucht, vor einem üblen Freundeskreis und ich will ihn beschützen vor dieser „bösen Welt“. Es vergeht ja kein Monat, an dem nicht über ein fürchterliches Verbrechen an Kindern in den Medien berichtet wird …

Ich danke Ihnen herzlich!

Hallo Frau XXX,

Die Sorge um das Wohl der Kinder sollte uns nicht dazu verleiten, das Vertrauen in das Leben einzuschränken. Auch wenn „die Welt da draußen“ nicht immer nur ein angenehmer Ort ist und manche Gefahren bergen mag, glaube ich, dass es zunächst einmal wichtig ist, das grundsätzliche Lebensvertrauen der Kinder nicht zu beschneiden. Dieses Vertrauen wird immer auch Selbstvertrauen bedeuten – wenn wir unseren Kindern das Vertrauen in das Leben nehmen, beschneiden wir auch deren Selbstvertrauen. Die Unterscheidung zwischen übertriebenen Befürchtungen und gesunder Vorsicht zu treffen ist nie einfach – als Eltern sind wir immer wieder herausgefordert, ein Stück mitzuwachsen und unser eigenes Lebensvertrauen neu zu finden.

Insgesamt ist das Bild, das die Medien vom gesellschaftlichen Leben zeichnen, grob verzerrt. Natürlich passieren auch schreckliche Dinge in der Welt, aber die Medien leben eben davon, fast ausschließlich von diesen zu berichten und sie breitzutreten. Würden wir täglich in der Presse überwiegend von Menschen lesen, die Krisen gemeistert, Krankheiten überwunden haben, eine normale Ehe führen, das Abitur geschafft oder einfach nur zufrieden vor sich hinleben, wäre unser Bild vom gesellschaftlichen Leben sicher ein anderes.

Schicksal ist nicht wirklich vermeidbar, auch wenn Astrologie uns helfen kann, Krisensituationen vorab zu erkennen und uns angemessen vorzubereiten (und zum Teil auch abzusichern). Ich bin im Laufe meiner Arbeit immer wieder auch mit sehr harten Klienten- und Kinder-Schicksalen konfrontiert worden. Fast alle dieser harten Erfahrungen hatten ihre Ursachen im näheren Umfeld, also in der Familie und im Alltag und fast nie in einer unvorhersehbaren Bedrohung durch die gesellschaftliche Umwelt. Doch nahegehen werden Nachrichten über Kindesentführungen oder Gewalt an Kindern wohl allen Eltern (und sicher auch Nichteltern).

Freundliche Grüße aus Kiel

Martin A. Banger