Zu den Anschlägen in Paris

Die Ereignisse in Paris haben Europa erschüttert. Müssen auch wir jetzt lernen, mit dem Terror zu leben? Ich bin mehrfach gefragt worden, wie ich die Möglichkeit weiterer Anschläge in der nächsten Zeit einschätze. Astrologisch lässt sich so etwas leider nicht vorhersagen. Ich hatte mir die Konstellation der Anschläge vom Januar („Charlie Hebdo“) allerdings nicht angesehen, sonst hätte ich auf die Möglichkeit weiterer „harter“ Ereignisse in Frankreich in 2015 hingewiesen, und zwar speziell für die Monate April, Mai, Juni und Oktober, November.

Die folgenden Zeilen richten sich an Leser mit astrologischen Vorkenntnissen. In meinen Jahrestrends bemühe ich mich, astrologische Faktoren auf das Notwendige zu reduzieren, damit der Text allgemein verständlich bleibt. Hier geht es ein wenig tiefer in die Materie, weshalb Sie den Text besser überspringen, wenn Sie über wenige oder keine Kenntnisse der astrologischen Sprache und Sichtweise verfügen. Ich werde hier allerdings nicht nur astrologisch, sondern auch die Weltereignisse betreffend, etwas weiter ausholen. Dramatische Einzelereignisse finden schließlich nicht in einem „luftleeren Raum“ statt, aus Sicht der Astrologie schon gar nicht.

Das relevante Horoskop Frankreichs ist das der Gründung der 5. Republik (5.10.58, Paris, 0:00 Uhr). Gelegentlich findet auch das Horoskop der Gründung der 1. Republik von 1792 Verwendung, doch dieses sollte ausschließlich nachrangig zu ersterem betrachtet werden. Interessant am Horoskop von 1792 ist tatsächlich, dass die französische Republik unter den Krisenaspekten Uranus/Pluto und Saturn/Neptun gegründet wurde (bei beiden Aspekten lag die Opposition vor), und die französische Geschichte immer wieder stark auf die betreffenden Zyklen anspricht. Und dies eben auch jetzt, da wieder beide Krisenaspekte gleichzeitig vorliegen.

 

In meinen Mundanprognosen bezeichne ich Uranus/Pluto ab April 2015 als beendet und beschreibe die aktuelle Phase schwieriger weltpolitischer Entwicklungen als Spannungsentladung nach fast drei Jahren des Spannungsaufbaus. Erstellen wir ein Horoskop eines aktuellen Ereignisses, wie das der November-Anschläge in Paris, finden wir Uranus/Pluto dort allerdings mit einer kräftigen roten Linie eingezeichnet. Dies liegt natürlich an der Wahl des Orbis´. Mundane Aspekte werden normalerweise mit einem Orbis von einem halben bis maximal einem Grad beschrieben (ab spätestens drei Grad wird es schwierig, Zeiten auszumachen, die nicht als Krisenzeiten gelten können). In Geburts- und Ereignishoroskopen lassen wir einen deutlich größeren Orbis gelten, das heißt, hier macht sich z.B. Uranus/Pluto noch für eine ganze Weile deutlich bemerkbar. Betrachten wir die Dinge aus dieser Perspektive, könnten wir sagen, dass das Thema eines mundanen Aspektes noch eine ganze Weile in den konkreten Ereignissen auf der Welt weiterwirkt, bis es durch den zunehmenden Orbis sozusagen ausgedünnt wird.

Das Horoskop Frankreichs von 1958 weist fast durchgehend Krisenaspekte auf, seitdem Uranus dort den MC erreichte und in das zehnte Haus getreten ist (Mitte 2010). Genau im März 2011 lief Uranus rückläufig über den MC und Frankreich begann seinen Bombenkrieg gegen Libyen. Seit dieser Zeit ist Frankreich innen- und außenpolitisch nicht zur Ruhe gekommen. Die Wirtschaft leidet weit mehr als die deutsche unter der Krise, seit Jahren bestehen starke Spannungen zwischen Frankreich und Deutschland, aber auch bedeutende Differenzen zu den USA. Betrachten wir die Situation zwischen Deutschland und Frankreich, sollten wir im Moment vor allem bedenken, dass trotz der unterschiedlichen Aszendenten in beiden Horoskopen Uranus das zehnte und Pluto das sechste Haus durchlaufen.

Beide Staaten kämpfen um eine größere Rolle innerhalb der EU und beide betreiben eine Politik der verstärkten Militarisierung (Uranus in zehn), in beiden Staaten gibt es tiefgreifende Umstrukturierungen in den Bereichen Verwaltung und Versorgung aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten (Pluto in sechs). In beiden Fällen ist dies mit der Migrantenkrise verbunden: Uranus in zehn beschreibt die Orientierung nach Außen (zum Teil wohl auch das Chaos, das uns heimsucht, wenn der Staat seine militärischen Aktivitäten in der Welt ausweitet), Pluto in sechs eine Krise in den Bereichen Arbeit, Versorgungssicherheit, Strukturierung des Lebensalltages. Aber zurück zu den aktuellen Ereignissen:

Im Gründungs-Horoskop Frankreichs liegt ein Mars-Pluto-Quadrat vor, verbunden über die Häuser zwei und elf. Zunächst ist dies natürlich ein Machtaspekt, der auch auf die große Bedeutung des Militärs verweist, auf das die Grande Nation seit jeher stolz ist (wer sich für die Feinheiten interessiert: beide Planeten werden hier von Merkur regiert, der steht in enger Konjunktion zur Sonne: Die Regierenden identifizieren die Bedeutung ihrer Nation regelrecht mit dem Militär). Haus elf betrifft die Gemeinschaft von Staaten, Haus zwei die Finanzen. Dass Frankreich sich in Afrika militärisch weiterhin wie eine Kolonialmacht verhält, ist kein Geheimnis (Mars in elf), weniger bekannt ist, dass das Land ohne die finanziellen Zuwendungen aus den ehemaligen Kolonien wirtschaftlich wohl kaum einen Monat überleben würde (Pluto in zwei).

14 ehemaligen französischen Kolonien wurde der Schritt in die Unabhängigkeit gewährt, unter der Bedingung, der CFA-Franc- Zone beizutreten. Dieses System gewährt Frankreich unter anderem die Kontrolle über die Haushaltsüberschüsse dieser Länder und sorgt dafür, dass die Zinsen für diese Überschüsse der ehemaligen Kolonialmacht überlassen werden. Die Einrichtung einer Afrikanischen Zentralbank, die derzeit für das Jahr 2028 vorgesehen ist, würde dieses kreative Finanzierungsmodell beenden. Frankreichs aktuelle militärische Einsätze in Afrika müssen auch vor diesem Hintergrund gesehen werden. 1)

Was hat dies alles mit dem aktuellen Terror in Frankreich zu tun? In 2015 bildete Saturn Spannungsaspekte zu Mars und Pluto im französischen Horoskop – Konstellationen, die ich normalerweise nicht zu den besonders harten Spannungen zähle, da sie sich immerhin alle sieben Jahre bilden. Doch diesmal tritt diese Konstellationen in einer verheerenden wirtschaftlichen Situation auf.

Wir sehen in Frankreichs Horoskop, dass die Terroranschläge untrennbar mit dem Thema Macht und Geld verknüpft sind. Astrologie sagt uns nicht, wer die Täter waren, ob es um einzelne Fanatiker geht oder um organisierte Gruppen, ob vielleicht die Dienste ihre Finger mit im Spiel hatten oder sogar andere Nationen. Wir sehen aber einen eindeutigen Sinnzusammenhang zwischen Frankreichs militärischem Engagement in Afrika und den Anschlägen in Paris. Beides steht unter der Signatur von Mars/ Pluto.

Wir wir diesen Sinnzusammenhang konkret deuten könnten, lasse ich an dieser Stelle offen. Astrologie bietet immer genügend Spielraum, die eigene Weltsicht in die jeweiligen Konstellationen hineinzuprojizieren. Jemand, der die Dinge karmisch interpretiert, wird argumentieren, dass das eigene Verhalten immer auf einem selbst zurückfällt; wer gelernt hat, die Dinge aus der Sicht C.G. Jungs zu betrachten, wird mit dem Schatten argumentieren, wer politisch denkt, weiß, dass Krieg Terror provoziert.

Saturns erster Kontakt zu Mars und Pluto war exakt im Januar und Februar 2015, der zweite, also rückläufige, im April und Mai, der dritte im Oktober und Anfang November. Im Januar gab es den ersten Terroranschlag in Paris („Charlie Hebdo“), kurz nachdem sich die Spannung im November löste, einen weiteren. Und auch kurz nach der zweiten Phase ereignete sich in Frankreich im Juni ein Terroranschlag, allerdings einer, der sich dem kollektiven Gedächtnis weit weniger eingeprägt hat als die beiden anderen. Es gab einen Toten; der Versuch, eine Gasfabrik in die Luft zu sprengen, misslang (wer etwas wirklich Solides bewerkstelligen will, sollte sich nicht unter einem rückläufigen Saturn darum bemühen).

 

In den Horoskopen all dieser Anschläge finden wir die beiden bedeutenden Krisenaspekte Uranus/Pluto und Saturn/Neptun. Im Horoskop des Januaranschlages ist Saturn/Neptun, das mundan erst ab November 2015 vorliegt, bereits zu sehen, im Horoskop vom November ist Uranus/Pluto, wie gesagt, noch zu sehen. Beide Aspekte sprechen von einer Erschütterung bestehender Sicherheiten, Saturn/Neptun allerdings auch davon, dass die Ängste der Bevölkerung für politische Entscheidungen missbraucht werden könnten. Ich erlaube mir, mich kurz selbst zu zitieren, und zwar aus einem Artikel von vor neun Jahren, den ich zur vorherigen Saturn-Neptun-Krise verfasst hatte: „In Sat / Nep Zeiten ist es immer etwas leichter, die Massen von drohendem Unheil zu überzeugen … “ (Saturn / Neptun: Zwischen realer Bedrohung und projizierter Angst, Meridian Mai / Juni 2006).

Eine nähere Diskussion der Horoskope der Anschläge erspare ich mir. Auf eine ungewöhnliche Konstellierung allerdings möchte ich noch hinweisen.

 

Links sehen wir das Horoskop Frankreichs von 1958, rechts das der Anschläge vom November 2015. Angezeigt werden „nur“ die augenfälligen Korrelationen. Die Übereinstimmung ist verblüffend. Saturn und Uranus bilden zwar im Moment der Anschläge kein Trigon wie zur Zeit der Staatsgründung, stehen aber in Trigonalzeichen und beide Male in Feuerzeichen. Ein Ereignis, das dermaßen stark mit einem Staatshoroskop korreliert, wird sich in die Geschichte dieses Staates „einbrennen“. Einem Team der fähigsten Astrologen würde es nicht gelingen, einen geeigneteren Moment für ein derart bedeutsames Impulshoroskop zu ermitteln.


1) Die Gründe für die Zerstörung Libyens sind genauso vielfältig wie die Interessenslage in Nordafrika und im Nahen Osten. Eine einzige Ursache als Erklärung für die Ereignisse in Libyen heranzuziehen, würde den Dingen nicht gerecht werden. Ein Grund, der von Kritikern der französischen Kriegseinsätze allerdings genannt wird, war Gaddafis Ankündigung, den Aufbau der Afrikanischen Zentralbank deutlich zu beschleunigen, um die afrikanischen Staaten in die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu führen.