Nach über zwei Jahren Coronakrise nun der Ukrainekonflikt, eine drohende Versorgungskrise, galoppierende Inflation. Und das alles vor dem Hintergrund der größten globalen Machtverschiebungen seit dem zweiten Weltkrieg. Die USA, lange Zeit die wirtschaftlich stärkste aller Nationen, werden gerade von China in dieser Rolle abgelöst. Dass sich die Welt in einem tiefen Umbruch befindet, lässt sich nicht mehr übersehen.
Die planetaren Konstellationen bestätigen einen historisch bedeutenden Wandel. Vier Zyklen spielen dabei eine besondere Rolle, dies sind:
– der Übergang der großen Konjunktionen von einer 200-jährigen Erd- in eine 200-jährige Luftzeichen-Phase
– das Ende des Durchgangs Plutos durch den Steinbock und der bevorstehende Wechsel in den Wassermann
– Plutos erste Rückkehr zu seiner Stellung, die er im Gründungshoroskop der USA einnimmt
– der Durchgang Uranus` durch den Stier
Der Übergang der großen Konjunktionen in die Luftzeichen
Als Große Konjunktion bezeichnet man seit dem Altertum das Treffen der Planeten Jupiter und Saturn, das alle 20 Jahre stattfindet. Die Großen Konjunktionen bilden einen eigenen, übergeordneten Zyklus von ca. 800 Jahren. In diesem finden die einzelnen Konjunktionen etwa 200 Jahre lang in Zeichen des gleichen Elementes statt (Feuer, Erde, Luft, Wasser). Während des Übergangs pendeln die Konjunktionen manchmal zwischen zwei Elementen, um dann endgültig in das neue Element zu wechseln. Einen solchen Übergang haben wir gerade hinter uns. Seit 1802 ereigneten sich die Großen Konjunktionen in den Erdzeichen. 1980 fand zum ersten Mal wieder eine in einem Luftzeichen statt (Waage). Die Konjunktion im Jahr 2000 lag abschließend noch einmal in einem Erdzeichen (Stier) und seit der Konjunktion von 2020 (Wassermann) sind nun die Luftzeichen für fast 200 Jahre Gastgeber dieses planetaren Treffens.
Ein solcher Elemente-Wechsel zeigt den Beginn eines neuen Abschnittes der gesellschaftlichen Entwicklung an. Das Erdelement steht für die materielle Ebene, für Besitz, Handel, Produktion, Versorgung und Sicherheit, Luft für Kommunikation und Informationen. Wir haben also das Industriezeitalter hinter uns gelassen und stehen am Beginn des Informationszeitalters. Der Übergang in die neue Phase begann 1980 (der Begriff „Internet“ tauchte zum ersten Mal 1982 auf), doch das Informations-Zeitalter wird sich aus astrologischer Sicht erst jetzt durchsetzen. Schauen wir auf die Errungenschaften der vergangenen 200 Jahre, stellen wir fest, dass wir in materieller Hinsicht zuvor Unvorstellbares erreicht haben. Doch genau diese starke materielle Ausrichtung scheint unser Überleben auf diesem Planeten inzwischen zu gefährden, weshalb der Abschluss dieser Entwicklung mehr als fällig ist.
Die letzte Phase der Großen Konjunktionen in den Luftzeichen fand von 1186 bis 1405 statt. Damals entstanden die großen Dome in Europa. Diese strebten nicht nur in immer luftigere Höhen – da die Baumeister und Künstler von einer Baustelle zur nächsten zogen, kam es zu einer rasanten Verbreitung des Wissens und einem beschleunigten Informationsfluss. Viele Schulen und bedeutende Universitäten wurden in dieser Zeit gegründet.
Wir stehen immer noch ganz am Anfang einer neuen Menschheitsepoche und wir werden noch für lange Zeit konfrontiert werden mit beschleunigten und turbulenten Entwicklungen insbesondere in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Informationstechnologie. Allerdings lassen sich nicht alle chaotischen Tendenzen, die wir derzeit erleben, allein auf den Beginn dieser neuen Luftzeichen-Phase zurückführen.
Pluto im Steinbock und der bevorstehende Übergang in den Wassermann
Seit 2008 und noch bis 2024 läuft Pluto durch den Steinbock. Ab März´23 beginnt der Kleinplanet zwischen Steinbock und Wassermann hin- und herzupendeln, um im November ´24 endgültig in das neue Zeichen zu treten. Erst im Januar 2044 wird er dieses wieder verlassen. Ca. 16 Jahre im zehnten Zeichen, ca. 20 Jahre im elften – diese unterschiedlichen Durchgangszeiten resultieren daraus, dass Plutos Bahn eine langgezogene Ellipse ist, die wir auf den Tierkreis projizieren. Die Bahnen von Jupiter, Saturn und Uranus stellen nur leichte Ellipsen dar, diese sind sehr viel näher an der Kreisform als die Bahn Plutos, weshalb ihre Zeichendurchgänge immer etwa gleich lang sind (Jupiter ein Jahr, Saturn zweieinhalb, Uranus sieben).
2008 schrieb ich über Plutos anstehenden Steinbockdurchgang: „Was wird zerstört und neugeboren, wenn Pluto den Steinbock durchquert? Die Wirtschaftsordnung, wie wir sie kennen. Plutos Eintritt in den Steinbock wird bereits sichtbar von einer Wirtschaftskrise eingeleitet. Die Saturn-Neptun-Opposition von 2006/07 ging mit dem Zusammenbruch des US-amerikanischen Hypothekenmarktes und dessen weltweiten Folgen einher (mehr als die Hälfte aller großen Wirtschaftskrisen fällt mit harten Saturn/Neptun-Verbindungen zusammen). Was viele für eine bedeutende Krise hielten (das Handelsblatt am 19.9.07: „Die aktuelle Krise wird … möglicherweise als die größte der vergangenen Jahrzehnte in die Börsen-Annalen eingehen.“), war ein Vorspiel für das, was uns unter Pluto im Steinbock erwarten dürfte.“ (1)
1776 veröffentlichte der schottische Moralphilosoph Adam Smith seine Ideen eines freien Marktes, die sehr schnell zu dem Wirtschaftsmodell führten, das zunächst als Kapitalismus, später als „freie Marktwirtschaft“ bezeichnet wurde. Pluto stand damals am Ende des Steinbocks – bei 28 Grad. Genau dort steht er eben auch jetzt. Pluto ist einmal durch den Tierkreis gewandert – von Ende Steinbock zu Ende Steinbock.
Smith´ Lehre basiert auf den drei Pfeilern Arbeit, Kapital und Boden. Smith sah das wirtschaftliche Ideal in einem freien Markt, der sich selbst überlassen und vom Staat nicht reglementiert wird. In Anbetracht der damaligen Produktionsvorgänge war die Lehre von Smith angemessen für das ausgehende 18. Jahrhundert und die beiden folgenden. Doch spätestens seit Ende des 20. Jahrhunderts zeichnet sich ein Umbruch ab, der alles in den Schatten stellt, was sich die Menschen des 18. Jahrhunderts vorstellen konnten.
Bereits mit der Vereinfachung von Arbeitsprozessen durch Maschinen, spätestens durch die Anwendung von Computern in fast allen Lebensbereichen, haben sich die Faktoren Arbeit und Geld, auf denen die liberale Wirtschaftstheorie von Adam Smith beruht, grundlegend geändert. Durch technischen Fortschritt wird heute in vielen Bereichen immer weniger menschliche Arbeitskraft benötigt und gleichzeitig immer größerer Gesamtwohlstand erzeugt. In elektronischen Datenströmen jagen in jeder Sekunde Milliarden von Geldeinheiten über den Globus, losgelöst von jeder realen Wirtschaftsleistung.
Wie erleben den Niedergang einer Wirtschaftsideologie, die in den vergangenen 250 Jahren mal mehr mal weniger nützlich gewesen ist. Bereits die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre bewies auch den letzten Verfechtern des Liberalismus das Scheitern der Theorie von der „unsichtbaren Hand des Marktes“. Diese Krise fand statt, als Pluto sich im Krebs befand, kurz bevor er die Opposition zu der Stellung erreichte, die er 1776 eingenommen hatte.
Steinbock steht nicht nur für materielle Sicherheit, sondern auch für autoritäre Strukturen. Da Pluto und Steinbockherrscher Saturn befreundete Prinzipien sind, arbeiten beide seit einiger Zeit recht erfolgreich zusammen: Die Macht einzelner Konzerne, insbesondere der großen Finanzverwaltungsgruppen, der Internetgiganten, aber auch einiger politischer Gruppen, die eher im Hintergrund wirken (Pluto) hat in den vergangenen Jahren unvorstellbare Dimensionen erreicht. Die autoritäre Reglementierung unseres Alltags wird kaum noch von den gewählten Volksvertretern entschieden. So machtvoll dieser Trend auch sein mag: Plutos Funktion ist es, alte, überholte Strukturen zu zerstören. Manch ein mächtiger Konzern, manch eine mächtige politische Gruppe, wird unter Plutos Aufenthalt im Wassermann zerbrechen oder transformiert werden. Dies liegt zum einen nahe, da Wassermann mit Gruppen und der Gesellschaft als solcher zu tun hat, außerdem mit den Themen Revolution und Aufklärung. Das letzte Mal als Pluto den Wassermann durchquerte – 1778 bis 1799 – war die Zeit der amerikanischen Revolution, der französischen Revolution, die Zeit der Aufklärung, als deren Kernphase die Jahrzehnte von 1750 bis 1780 gelten.
– Plutorevolution im Horoskop der USA
Als Revolution (wörtlich: Umdrehung) bezeichnet man in der Astrologie die Rückkehr eines Planeten zu seiner Ausgangsposition in einem Horoskop. Die USA wurden im gleichen Jahr gegründet, in dem Adam Smith seine Lehren des freien Marktes veröffentlichte, und so ist es astro-logisch, dass die USA mit dem Schicksal des Kapitalismus in besonderer Weise verknüpft sind.
Seit der Staatsgründung der USA im Jahre 1776 ist Pluto nun einmal durch den Tierkreis gelaufen. Diese Plutorückkehr findet seit Februar ´22 statt und läuft bis Herbst ´23. Und sie ereignet sich im Finanzhaus der USA – dies ist ein klares Anzeichen dafür, dass die US-Finanzpolitik der letzten Jahrzehnte an einem Wendepunkt steht. Die Opposition Plutos zu seiner Ausgangsstellung im US-Horoskop fand 1936 / 37 statt und fiel genau in die Zeit des Second New Deals (1935 bis ´38). Nach der schweren Wirtschaftskrise von 1929 bis ´33 veranlasste Präsident Roosevelt eine Reihe von Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft und der Unterstützung der verarmten Bevölkerung. Hier wurden zum Beispiel die Sozialversicherungen und weitere arbeitnehmerfreundliche Regelungen eingeführt. Diese Zeit gilt als der größte Umbruch in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der USA (die Redewendung „New Deal“ bedeutet im englischen: „Neuverteilung der Karten“). In den USA wird seit einer Weile über die Notwendigkeit eines neuen New Deals gesprochen.
Damals ging man übrigens weltweit davon aus, dass die freie Marktwirtschaft, also der Kapitalismus, gescheitert wäre. Während sich in vielen Teilen der Welt totalitäre Regime etablierten, um die Macht, die das Kapital verloren hatte, zu übernehmen, gelang es durch die in den USA getroffenen Maßnahmen, den Kapitalismus in die zweite Hälfte seines Plutozyklus hinüberzuretten. An dessen Ende steht er jetzt. Sollten wir wie in den 30er Jahren einen Zusammenbruch des Wirtschafts- und Finanzsystems erleben, ist die Möglichkeit des Entstehens totalitärer Systeme nicht von der Hand zu weisen.
Die Plutorevolution wird für die USA große Bedeutung haben und sich auch auf den Rest der Welt auswirken. Wahrscheinlich geschieht Letzteres mit einiger Verzögerung, aber spätestens für die Jahre 2023 bis 2026 sollten wir mit größeren Veränderungen im Bereich Wirtschaft und Finanzen rechnen. 2023 / 24 wechselt Pluto das Zeichen, 2025 / 26 tritt Uranus vom Stier in die Zwillinge, während gleichzeitig Saturn und Neptun die Konjunktion bilden. Jede zweite Wirtschaftskrise fand unter einer Saturn-Neptun-Spannung statt. Pluto läuft noch bis 2031 durch das Finanzhaus der USA – genug Zeit für Umstrukturierungen und Neuanfänge.
Uranus im Stier
Eine weitere bedeutende Rolle im Zusammenhang mit dem aktuellen Weltgeschehen spielt Uranus´ Durchgang durch den Stier. Uranus benötigt 84 Jahre, um den Tierkreis zu durchwandern, in jedem Zeichen befindet er sich sieben Jahre lang. Dies ist ein sehr kurzer Zeitraum im Vergleich zu den eben beschriebenen langen Zyklen. Uranus und Pluto sorgen beide für tiefgreifende Veränderungen, doch während Pluto langsam und gründlich vorgeht, zerstört Uranus bestehende Strukturen und Sicherheiten in einer erschreckenden Geschwindigkeit. Über Uranus im Stier schrieb ich 2018:
„Dem Erdzeichen Stier unterstehen Themen wie Grund und Boden, Finanzen, Wirtschaft, Ernährung, Natur, Sexualität und Grenzen. Unter Uranus im Stier werden in diesen Bereichen in den kommenden sieben Jahren Erschütterungen und Erneuerungen stattfinden. Betroffen sein wird sehr wahrscheinlich das Weltfinanzsystem, Grenzstreitigkeiten zwischen Staaten werden zunehmen, wobei sich einige Staatsgrenzen verändern dürften“. (2) Und: „Kommt es in den nächsten sieben Jahren zu einem bedeutsamen militärischen Konflikt, dürfte dieser heftige Ausmaße annehmen.“ (2)
80 verschiedene Geschlechter, Versorgungsengpässe, Angst vor Nahrungsmittelknappheit und Armut, bedeutende Vermögensumschichtungen, Massenmigrationswellen, ein drohender großer Krieg – all dies sind Themen die direkt mit diesem Durchgang zusammenhängen. Stier ist das Symbol für die Natur, den Körper, die Sexualität und letztendlich für die Genetik (letzteres beides gemeinsam mit Skorpion). Dass sich ein großer Teil der Bevölkerung einem genetischen Experiment zur Verfügung stellen würde, war vor dieser Zeit undenkbar. Uranus steht auch für neue technologische Verfahren, und so verwundert es nicht, dass das Thema Transhumanismus während seines Stierdurchgangs diskutiert wird.
Als Uranus das letzte Mal durch den Stier lief (1935 – 42), fand der zweite Weltkrieg statt. Die Wende im Russlandfeldzug ereignete sich im Winter ´42 / ´43, als Uranus gerade die ersten Grade in den Zwillingen erreicht hatte. Unabhängig davon, wie sich die Dinge im aktuellen Ukrainekrieg entwickeln werden: Was wir jetzt erleben, hat viel mit dem unverarbeiteten Trauma des Zweiten Weltkriegs zu tun. Uranus bringt Dinge ans Licht: Jetzt wird an kollektive Ängste gerührt, die nie verarbeitet wurden.
Auch wenn uns das Chaos noch eine Weile begleiten wird, verspricht die Luftzeichenepoche der Jupiter-Saturn-Konjunktionen eine Zeit neuer sozialer Impulse zu werden, neuer Formen des Gemeinwesens und neuer Verbindungen unter den Menschen, die nicht auf Autoritätshörigkeit und Machtstreben beruhen. Damit sei nicht gesagt, wie stünden vor einem goldenen Zeitalter. Jedes astrologische Thema kennt Licht und Schatten. Kurz bevor die Große Konjunktion 1186 in die Luftphase wechselte, wurde die Inquisition ins Leben gerufen. Man ahnte bereits, dass das freie Wissen und das freie Wort zu allerlei Unannehmlichkeiten führen könnten. Manch einer meint, Parallelen zur Jetztzeit entdeckt zu haben.
Die Welt steht in einem Wandel, der mit nichts vergleichbar ist, was wir bisher erlebt haben.
(1) Die politischen und wirtschaftlichen Aspekte von Pluto in Steinbock / Meridian 5/6 – 2008
(2) Die Erschütterung der Sicherheit – Uranus im Stier / Meridian 5/6 – 2018