In meiner Prognose vom Oktober vergangenen Jahres hatte ich 2020 als „ungewöhnliches Jahr mit einer Reihe auffallender Konstellationen“ beschrieben und auf die drei Konjunktionen verwiesen, die Jupiter, Saturn und Pluto untereinander bilden. Genau genommen erleben wir in diesem Jahr fünf Konjunktionen der Langsamläufer, da eine davon, Jupiter / Pluto, dreimal stattfindet. Momentan hat sich die zweite Jupiter / Pluto-Konjunktion gebildet, und damit die rückläufige. Die Abfolge der Konjunktionen erweist sich inzwischen als Reihe „astrologischer Meteoriteneinschläge“. So wie die physischen Meteoriteneinschläge die Welt einige Male auf dramatische Weise verändert haben, scheinen diese astrologischen Ereignisse tiefgreifende gesellschaftliche und globalpolitische Veränderungen mit sich zu bringen.
Den meisten Menschen ist kaum noch in Erinnerung – wenn sie es denn überhaupt mitbekommen haben – dass die Welt im Januar kurz vor einen großen Krieg stand, der einen weltweiten Flächenbrand hätte auslösen können. Unter der Saturn / Pluto-Konjunktion fand das Attentat der USA auf den iranischen General Soleimani statt, in das eine ganze Reihe von Staaten im nahen Osten verwickelt waren. Die Machtverhältnisse in dieser Region haben sich seitdem drastisch geändert. Im April ereignete sich die erste der drei Konjunktionen von Jupiter und Pluto, und wir standen mitten im fast weltweiten Lockdown der Wirtschaft und des sozialen Lebens. Jetzt, während der zweiten dieser Konjunktionen erleben wir die Black Live Matters-Bewegung, was zumindest in den USA für schwere Unruhen sorgt. Jupiter, das Prinzip der kulturellen Vielfalt, und Pluto, der Gott der Finsternis, kommen schwer miteinander aus. Schon zu früheren planetaren Zusammentreffen der beiden gegensätzlichen Kräfte kam es zu gravierenden Ausschreitungen gegen Afroamerikaner, so auch 1919, als hunderte zum Teil grausamste Morde an Menschen dieser Bevölkerungsgruppe verübt wurden (die beiden Planeten hatten sich nach der Konjunktion von 1918 im Frühjahr 1919 noch einmal auf 2,5 Grad genähert). Die Ermordung Martin Luther Kings fand 1968 statt, sechs Monate vor der Konjunktion; eine gesellschaftliche Welle der Empörung wurde kurz nach der Konjunktion von 1955 ausgelöst, als Rosa Parks sich weigerte, ihren Sitzplatz einem Weißen zu überlassen. Es gibt einen weiteren astrologischen Aspekt. der bezüglich der Unruhen in den USA eine Rolle spielen könnte: Jupiter bringt verdrängte Traumata (Pluto) ans Licht oder aktiviert sie zumindest. Die Ereignisse von 1919 sind zwar als „Red Summer“ in die Literatur eingegangen, aber weitgehend in Vergessenheit geraten, also regelrecht kollektiv verdrängt worden.
Die Prognose der WHO vom Frühjahr 2020 befand, dass uns eine Mega-Infektionswelle bevorstünde, die mindestens zweimal über den Globus laufen würde, und in der Presse wurde diese bereits mit der spanischen Grippe verglichen. Für kurze Zeit schien mir dies aus astrologischer Sicht im Bereich des Möglichen, da 1918, zu Beginn der Spanischen Grippe, Jupiter und Pluto tatsächlich die Konjunktion bildeten. Inzwischen ist offensichtlich, dass diese Einschätzung, genau wie jede frühere Prognose der WHO zu bevorstehenden Epidemien, vollkommen überzogen war. Statt vieler Millionen Toter, wie von der WHO befürchtet, gelten momentan weltweit etwas über eine halbe Million Verstorbener als Opfer des diesjährigen Corona-Virus (Stand: Anfang Juli 20, Quelle: Wikipedia). Zum Vergleich: Laut WHO und CDC sterben jährlich bis zu 650.000 Menschen an der Grippe; die spanische Grippe forderte zwischen 20 und 40 Millionen Opfer.
Natürlich hätte es von der Symbolik her gepasst, wenn wir es mit vielen (Jupiter = Fülle) Toten (Pluto) zu tun gehabt hätten, was ja 1918 / 19 der Fall war. Offensichtlich ist dies derzeit nicht das Thema dieser Konstellation. In meiner Jahresprognose und im letzten Newsletter beschrieb ich das planetare Treffen in erster Linie als „Zusammenspiel zwischen Macht (Pluto) und Recht (Jupiter)“. Der treffendere Begriff wäre tatsächlich „Zusammenprall“. Eine Konjunktion mag kraftvolle neue Impuls setzen – sind zwei grundsätzlich verschiedene Prinzipien beteiligt, findet ein Ringen um die Vorherrschaft statt. Selbstverständlich wird es keinen absoluten Sieger geben – beide Prinzipen werden nach Abschluss der Konjunktion in den neuen Zyklus entlassen. Doch jetzt entscheidet sich, wo bestehende Rechte (Jupiter) abgeschafft werden (Pluto), wo es zu notwendigen Rechtsreformen kommen muss und wo mächtige Interessensgruppen (Pluto) die Oberhand gegenüber bisherigem Recht gewinnen.
Im Falle Deutschlands spielt sich dieser Prozess in Haus sechs ab, dem Themen wie Gesundheit, Versorgung, Verkehr, Verwaltung und Nutztierhaltung zugeordnet werden. Was unser Gesundheitssystem betrifft, wurde in den vergangenen Monaten eine Reihe an neuen Verordnungen und Gesetzen verabschiedet, die Kritikern zufolge in erster Linie mächtigen Finanzinvestoren nützen werden.
Ein anderer Aspekt von Jupiter / Pluto, den wir derzeit deutlich erleben, ist eine Atmosphäre der Angst (Jupiter Fülle / Pluto Angst). Die einen haben Angst vor einem Virus, die anderen vor der Regierung, manche fürchten die Macht der Pharmakonzerne, andere diktatorische Tendenzen. Es scheint, als ob fast jeder vor irgendetwas Angst hat – die einen vor zu viel Kontrolle und Machtbefugnisse (Pluto), die anderen vor zu vielen Freiheiten (Jupiter), die wir eben noch für selbstverständlich hielten. Eine solche Spannung zwischen konträren Ängsten führt in vielen Staaten zu einer Spaltung der Gesellschaft, die uns noch mindestens bis Ende des Jahres beschäftigen wird (Jupiter steht für unsere Werte und unser Vertrauen, Pluto für die Kernspaltung). Sowohl Bildung als auch das Prinzip des Reisens, insbesondere das Reisen in die Ferne, also in andere Länder, werden Jupiter zugeschrieben. Die Schließung der Schulen und Universitäten und die Reise- und Einreiseverbote aufgrund von Ängsten und Panik (Pluto) haben wir in dieser umfassenden Form noch nicht einmal in den Weltkriegen erlebt.
Im November findet die Konjunktion zum dritten mal statt, genau zu den Präsidentschaftswahlen in den USA. Wir erleben die Vereinigten Staaten derzeit als besonders stark gespaltenes Land. Auch wenn Präsident Trump das Land polarisiert wie kaum ein Präsident vor ihm, liegen die Gründe tiefer. Die Führungselite ist sich zutiefst uneins über den Kurs, den das Land zukünftig nehmen soll. Dies betrifft in erster Linie die Finanzpolitik und Amerikas militärische Vormachtstellung in der Welt, die sich derzeit rückläufig entwickelt.
Aus meiner Prognose für 2020 zu den USA: „Die intensive Auseinandersetzung mit den Finanzen läuft, wie gesagt, noch bis 2021, wobei der Widerstand gegen die Politik der Regierung 2020 einen Höhepunkt erreichen dürfte. Dieser kommt weniger aus der Bevölkerung, sondern vor allem aus mächtigen Finanzkreisen. Die drei Konjunktionen von 2020 werden sich im Finanzhaus der USA ereignen, Hinweis sowohl auf eine schwere Krise und auch auf erste Impulse für einen kraftvollen Neuanfang. Ob und wann diese Impulse sich durchsetzen, zeigt sich allerdings erst in den Jahren nach 2020. Präsident Trump selbst hat ein äußerst schwieriges Jahr vor sich. Die Saturn-Pluto-Konjunktion wird in Opposition zu seinem Saturn stattfinden, wobei sich die Pluto-Spannung für ihn durch das ganze Jahr zieht. Damit steht ihm die härteste Konfrontation mit dem Thema Macht- und Ohnmacht während seiner Amtszeit bevor.“
Verschwörungen und Kämpfe um die Macht – „Auch du mein Sohn Brutus?“ – hat es immer gegeben und wird es immer geben. Die kritischen Stationen des Jupiter / Pluto-Zyklus´ beschreiben keine seltenen Ereignisse. Konjunktion, Opposition und die beiden Quadrate finden innerhalb von ca. 14 Jahren viermal statt. Immer zu diesen Zeiten kommt es zu bedeutenden gesellschaftlichen Konflikten zwischen Recht und Macht. Wer glaubt, dass mächtige politische (Jupiter) Verschwörungen (Pluto) seltene Ereignisse wären und kaum eine Rolle im Weltgeschehen spielen würden, sollte die Finger von astrologischen Mundanprognosen lassen und sich möglichst auch generell nicht mit Politik befassen. Es gibt auch andere interessante Hobbys.
Apropos Cäsar: Als der berüchtigte und strenge Herrscher (geb. 100 v. Chr. unter der Sonne / Saturn-Opposition) sich im Jahre 46 v. Chr. zum Diktator ausrief, bildeten Jupiter und Saturn die Konjunktion, die damals als Königskonstellation bezeichnet und als gutes Omen für den Herrscher angesehen wurde. Das Datum wird von Cäsar bewusst gewählt worden sein, allerdings stand die Konjunktion dem Jupiter in seinem Geburtshoroskop gegenüber, was durchaus als übertriebene Hoffnung gedeutet werden darf.
Kurz darauf, vier Monate vor Cäsars Ermordung, ereignete sich im November 45 v. Chr. die Konjunktion von Jupiter und Pluto, die ich in meiner Jahresprognose unter anderem mit spektakulären Anschlägen in Verbindung brachte. Die Vorbereitungen zum Herrschermord dürften etwas Zeit benötigt haben, da insgesamt 60 Senatoren zustachen und 20 weitere eingeweiht waren. Jupiter ist übrigens der oberste der Götter in der römischen Mythologie, und die Iden des März, vor denen Cäsar gewarnt worden war, bezeichnete den Tag des Vollmondes in der Mitte des römischen Monats, der Jupiter geweiht war. Offensichtlich sagt uns die Königskonstellation nicht, welcher Herrscher begünstigt werden wird. Tatsächlich litt das Römische Reich nach Cäsars Tod über 70 Jahre lang unter Chaos und Bürgerkriegen. Die nächste Königskonstellation, das alle zwanzig Jahre stattfindende Treffen von Jupiter und Saturn, wird sich sich im Dezember ereignen, kurz nach der Präsidentenwahl in den USA. Egal, wie diese Wahl ausfällt, stehen wir vor gravierenden Umbrüchen und die USA möglicherweise vor einer der schwersten Krisen ihrer Geschichte. Genau wie zur Zeit nach Cäsars Tod erleben wir den Übergang in eine neue, etwa 200 jährige Epoche, in der sich die Konjunktionen von Jupiter und Saturn in einem neuen Element ereignen werden. Damals bewegte sich die Abfolge der Königskonstellationen vom Wasserelement in das Feuerelement, jetzt wechseln die Konjunktionen von Erde nach Luft. Wir befinden uns in einer bedeutenden Zeitenwende.
Mir ist bewusst, dass in Zeiten wie diesen, in denen Ängste und Krisen eine besondere Rolle spielen, ein Fokussieren auf solche schwierigen Trends durchaus Ängste und Befürchtungen fördern kann. Doch Astrologie beschreibt die Dinge in einem ewigen Fluss und einzelne Bereiche des Lebens als Zyklen mit einer Reihe verschiedener Stationen.
Jede Konjunktion ist der Abschluss eines alten und der Beginn eines neuen Zyklus´. Solche Übergangszeiten können kraftvoll, aber auch verwirrend sein. Und manchmal können nur dramatische Ereignisse einen Wandel herbeiführen. Schauen wir noch einmal auf die Saturn / Pluto-Konjunktion vom Januar. Die Führung der USA hat gehandelt, wie sie es immer schon getan hat, und bei der Ermordung des iranischen Generals auf ihre militärische Überlegenheit gesetzt. Als Präsident Trump und seine Berater vor die Kameras traten, war ihnen der Schock über die Reaktionen aus dem nahen Osten und in der Weltpresse deutlich anzusehen. Noch nie, auch nicht gegen Ende des Vietnamkrieges, hat eine US-amerikanische Führung dermaßen zurückgerudert und versucht, das schlimmste zu verhindern. Es scheint einiges dafür zu sprechen, dass dies ein Wendepunkt ist im amerikanischen Vormachtstreben in der Welt. Doch egal, wohin die Reise geht – weder werden mächtige dunkle Kräfte, noch die lichtvollen jemals für lange Zeit die Oberhand gewinnen. Nur ein ständiges Ringen aller Kräfte, symbolisiert durch die planetaren Prinzipien, ermöglicht Entwicklung. Das ist es, was Astrologie beschreibt.