Bailout - Pluto im Steinbock II
Im Januar 08 hatte ich einen Artikel über Pluto im Steinbock verfasst und aufgezeigt, dass wir vor radikalen wirtschaftlichen Umbrüchen stehen (1). Nach dem Zusammenbruch des US-amerikanischen Hypothekenmarktes im Jahr 2007 sprachen die meisten Wirtschaftskommentatoren bis Mitte 2008 noch von "gesunden" oder "notwendigen" Korrekturen. Von Ende Januar bis Mitte Juni hatte Pluto den Steinbock kurz betreten, und die Schreckensmeldungen aus der Wirtschaft nehmen seitdem kein Ende: weltweite extreme Teuerungsraten, 11 Bankenpleiten allein in den USA bis Anfang September, die staatliche Übernahme der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac als größte US-Übernahme aller Zeiten, mindestens drei EU-Staaten befinden sich jetzt in der Rezession (Spanien, Dänemark, Irland).
Für einige Monate ist Pluto in den Schützen zurückgekehrt, um sich dort endgültig zu verabschieden ("auf Wiedersehen in 250 Jahren"); ab Ende November wird er endgültig in den Steinbock wechseln (bis 2024). Auch Plutos Durchgänge durch die anderen Erdzeichen markierten Zeiten schwerer Wirtschaftskrisen - doch während der letzten beiden Aufenthalte im Steinbock (1516 – 1532 und 1762 – 1778) kam es dabei jeweils zum Niedergang einer alten und dem Entstehen einer neuen Wirtschaftstheorie.
Die Übernahme der Schulden privater Banken durch den Staat (Bailout) ist bereits eine Bankrotterklärung an die neoliberale Wirtschaftstheorie, die das Denken der Ökonomen in den letzten Jahrzehnten bestimmt hat. Was wir derzeit erleben, ist keine Krise des Finanzsystems - es ist der Zusammenbruch des wirtschaftlichen Paradigmas der letzten 250 Jahre.
Dieser Zusammenbruch findet bereits statt, doch da ein neues Wirtschaftssystem, ein neues wirtschaftliches Denken noch nicht in Sicht sind, bleiben den großen Marktteilnehmern nur zwei Möglichkeiten: Panik an den Börsen oder das Klammern an den alten Glauben von den Selbstregulierungskräften des Marktes. Die FAZ am 31.8.08, nur zwei Wochen vor der aktuellen Pleite der Hypothekenbank Lehman Brothers: "Die Liquidität vieler Banken ist zwar immer noch angespannt. Aber vor einer systemischen Bankenkrise muss sich niemand mehr fürchten. Das ist die überwiegende Einschätzung der Investoren, was sich in den deutlich gestiegenen Aktienkursen im Bankensektor zeigt. Der Markt befindet sich jetzt in der Situation, in der die Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Realwirtschaft durchschlagen und die unterschiedlichen Ansätze der Federal Reserve und der EZB Konsequenzen zeigen. .... Damit wäre dann endgültig die letzte spekulative Übertreibung dieser Finanzkrise ausgestanden, und die Marktteilnehmer könnten wieder aufatmen." (2)
Der von Adam Smith geprägte Liberalismus entwickelte sich zur herrschenden Wirtschaftslehre, als Pluto sich Mitte des 18. Jahrhunderts im Steinbock befand (1762 – 1778). Smith sah das wirtschaftliche Ideal in einem freien Markt, der sich selbst überlassen und vom Staat nicht reglementiert wird. Die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre bewies auch den letzten Verfechtern des Liberalismus das Scheitern der Theorie von der "unsichtbaren Hand des Marktes". Die damalige Krise fand in keinem Erdzeichen statt, sondern im Krebs, dem Oppositionszeichen und einem der drei Gegenspieler des Steinbocks. Nach einem halben Plutoumlauf wurde die Ausgangsposition - wie es in jedem Zyklus zur Halbzeit der Fall ist - grundlegend infrage gestellt.
Gegenüberliegende Zeichen bilden zwei Pole einer Achse, stehen also direkt miteinander in Beziehung. Ist das eine Prinzip betroffen, wird sich auch das andere bemerkbar machen. Dem Zeichen Krebs unterstehen unter anderem die Themen Heim, Heimat, Wohnen und Grund- und Boden. Genau wie heute verloren damals Zehntausende ihr Heim, weil sie ihre Hypotheken nicht mehr abbezahlen konnten. In den 1930ern waren in den USA besonders die Farmer betroffen, von denen viele die Land verlassen mussten. Es kam zu regelrechten Flüchtlingstrecks, die auf der Suche nach Arbeit westwärts zogen - John Steinbecks bewegender Roman "Früchte des Zorns" handelt von dieser dramatischen Zeit.
1938, am Ende der Phase, in der Pluto durch den Krebs wanderte (1913 - 1938), wurde der Begriff Neoliberalismus geprägt. Der Neoliberalismus propagiert die freie Marktwirtschaft, hält aber einen starken Staat als Regulator für die Wirtschaft für notwendig. Dieser Begriff ist in den letzten Jahrzehnten verwässert worden - als neoliberal wird seit den Zeiten von Margaret Thatcher (1980er, als Pluto in der Waage stand, dem Quadratzeichen zu Steinbock), meist bezeichnet, wer da meint, der Staat müsse sich aus der Wirtschaft heraushalten. Was heute neoliberal genannt wird, entspricht eher der Position von Adam Smith, als der der Neoliberalen ab 1938.
Ebenfalls 1938 wurde in den USA als Reaktion auf die Wirtschaftskrise die FNMA gegründet, besser bekannt als Fannie Mae. Diese "Bank des kleinen Mannes", die sich zur weltweit größten Hyphotekenbank entwickelte, sollte gewährleisten, dass auch Durchschnittsverdiener die Chance erhalten, mit eigenen Mitteln ein Heim zu erwerben.
Pluto unterstehen unter anderem die Themen Macht und Machtmissbrauch. Sowohl die ursprünglichen neoliberalen Ideen als auch der eigentliche Zweck des Hyphotekenfinanzierers Fannie Mae sind von der Wirtschaft missbraucht worden. Kaum ist Pluto den ersten Kontakt zum Steinbock eingegangen, geraten alle liberalen und neoliberalen Theorien ins Wanken. Der Bankrott von Fannie Mae konnte nur durch die Übernahme des Staates vermieden werden. Selbstverständlich wird es nicht bei diesen Entwicklungen bleiben - Pluto hat vor, die Steinbockthemen noch 16 Jahre lang zu transformieren.
Doch auch wenn man in Politik und Wirtschaft noch verzweifelt versucht, das längst untergehende Schiff mit herkömmlichen Mitteln zu retten, haben viele Vordenker die Zeichen der Zeit bereits erkannt. So schreibt z.B. Mário Soares, der ehemalige Ministerpräsident Portugals, in der Wochenzeitung "Freitag": "Wir befinden uns bereits in einem Gefecht zwischen verschiedenen Auffassungen des Kapitalismus, auf der Suche nach neuen Lösungen, die der Welt mehr Gerechtigkeit, Gleichheit und Frieden bringen würden bei einem gleichzeitigen Verzicht auf Korruption und Disparitäten. Wir sind hinein gestellt in ein Zeitalter des Übergangs, und wir müssen dringend handeln, da sich die Ereignisse jederzeit überstürzen können." (3)
Das gesamte Finanz- und Bankensystem ist in einer Weise missbraucht worden, die jeder Beschreibung spottet. Unermessliche Geldströme jagen täglich in elektronischer Form über den Erdball, vollkommen losgelöst von jeder realen wirtschaftlichen Leistung. In den vergangenen ca. 20 Jahren sind komplexe, hochspekulative Finanzinstrumente entwickelt worden, deren Funktionsweise selbst Fachleute nicht mehr nachvollziehen können, obwohl diese schwerwiegende Auswirkung auf alle Bereiche der Wirtschaft haben. Dies alles wird jetzt in den Fokus rücken, und es ist kaum vorstellbar, dass ein großer Zusammenbruch des Weltfinanzsystems vermieden werden kann. Die Finanzkrise liegt nicht hinter uns, sie steht uns bevor. Zusammen mit der Saturn-Uranus-Oppsosition von Ende 2008 bis Mitte 2010 und dem Saturn-Pluto-Quadrat von Ende 2009 bis Mitte 2010 stehen wir vor einer außerordentlich brisanten weltwirtschaftlichen und -politischen Lage.
1) www.12Zeichen.de / Rubrik: Artikel
2) http://www.faz.net
3) http://www.freitag.de/2008/28/08280802.php
Alles Gute wünscht
Astrologe
Martin A. Banger
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